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Homestudio einrichten, Teil 1: Raumakustik & Studioklang optimieren

Warum Raumakustik die Basis für guten Sound ist und wie man sie optimiert.

In einem Homestudio bildet die Raumakustik das Fundament für guten Klang – noch vor teurem Equipment. Selbst mit erstklassigen Mikrofonen oder Studiomonitoren klingen Aufnahmen und Mixe in einem unbehandelten Raum oft matschig und unausgewogen, weil neben dem Direktschall immer der Raumklang mit aufgezeichnet bzw. abgehört wird. Ziel ist es daher, den Eigenklang des Raums so weit wie möglich zu reduzieren, um einen „trockenen“ Sound zu erreichen, bei dem also kaum Nachhall auf den Aufnahmen oder im Abhörsignal liegt. Warum das so wichtig ist und mit welchen Maßnahmen man im heimischen Studio für einen trockenen Raumklang sorgen kann – darum geht es in diesem Beitrag.

Raumakustik – die Grundlage für guten Sound

Raumakustik bezeichnet, wie Schall in einem Raum reflektiert, absorbiert oder verteilt wird. Im Homestudio hörst du nie nur den direkten Schall aus den Lautsprechern oder der Stimme, sondern immer auch Reflexionen vom Raum (Wände, Decke, Boden). Diese frühen Reflexionen überlagern das Original und verfärben den Klang. Das führt z.B. dazu, dass ein Mix in einem unbehandelten Zimmer basslastig dröhnen oder verwaschen klingt, obwohl die Monitore eigentlich linear sind. Auch ein hochwertiges Mikrofon nimmt neben dem Direktsignal stets einen Teil des Raumhalls mit auf – weshalb Aufnahmen selbst bei dichtem „Close Miking“ noch deutlich den Nachhall des Wohnzimmers enthalten können. Kurzum: Ohne gute Akustik nützt das beste Equipment wenig.

Trocken vs. „hallig“

In professionellen Studios unterscheidet man oft zwischen dem Aufnahmeraum und dem Regieraum. Erstere klingen je nach Wunsch „lebendig“ (mit angenehmem Raumhall), während Regieräume für’s Mixing meist sehr trocken gehalten sind. Im Home-Recording finden Aufnahme und Abhören aber meist im selben Raum statt. Daher empfiehlt es sich in den eigenen vier Wänden, den Raum tendenziell so trocken wie möglich zu machen – also frei von störenden Raumeffekten. „Trocken“ bedeutet in diesem Kontext, dass der Klang nahezu ohne hörbaren Nachhall bleibt und keine unerwünschten Reflexionen den Sound verfälschen. Dies hat zwei Vorteile: Erstens lassen sich Gesang und Instrumente neutral aufnehmen, ohne dass der Raum bereits einen Hallcharakter aufprägt – den künstlichen Hall fügt man später in der Software gezielt hinzu, je nach Bedarf. Zweitens ermöglicht ein trockener Regieraum, dass man beim Mischen jedes Detail klar hört und z.B. die Stereopositionen präzise orten kann. In kleinen unbehandelten Räumen kommt es dagegen oft zu Flatterechos (kurze, nervige Echo-Wiederholungen zwischen parallelen Wänden) und stehenden Wellen im Bassbereich, die den Klang an gewissen Positionen überbetonen oder auslöschen. Solche Raummoden können Pegelschwankungen von bis zu 30dB in bestimmten Bassfrequenzen verursachen und führen dazu, dass der Bass an einer Stelle dröhnt, während er ein paar Schritte weiter fast verschwindet. Die Nachhallzeit insgesamt ist in normalen Wohnräumen häufig so lang, dass sie deutlich hörbar wird – oft über 1 Sekunde –, während man im Homestudio etwa 0,3 Sekunden anstrebt für einen klaren, kurzen Raumhall. Um diese klare, trockene Akustik zu erreichen, müssen wir nun den Raum gezielt behandeln.

Raumakustik optimieren: Maßnahmen für einen trockenen Raumklang

Das A und O ist, den Nachhall im Raum zu verkürzen und problematische Resonanzen zu bändigen. Dabei gilt es, alle Frequenzbereiche zu berücksichtigen – von den Höhen bis zum Bass. Viele Räume wirken auf den ersten Klatscher hin zwar „trocken“, aber dieser Eindruck täuscht häufig: Unser Gehör ist sehr empfindlich für Reflexionen in hohen Lagen, während tieffrequente Nachhallanteile zunächst weniger auffallen. Gerade dieser Bass-Nachhall ist aber das größte Problem, denn er lässt Aufnahmen dumpf und boomy klingen und erschwert es beim Abhören, die Klangbalance im Mix richtig zu beurteilen. Es reicht also nicht, nur die Höhen etwas abzudämpfen (etwa durch einen Teppich), der ganze Frequenzbereich muss kontrolliert werden. Folgende Schritte helfen dabei:

Breitbandabsorber an Wänden und Decke

Zuerst wollen wir Schallabsorber anbringen, die möglichst breitbandig wirken – also von den Höhen bis in den mittleren/tiefen Frequenzbereich den Schall schlucken. Dünne Schaumstoffplatten oder Teppiche dämpfen meist nur die hohen Töne, während tieferer Schall ungehindert weiter hallt. Besser sind Breitband-Absorber aus porösem Material. Typische Lösungen im Studio sind etwa dicke Schaumstoff-Paneele aus offenporigem Akustikschaum oder Platten mit Mineralwolle im Kern. Solche Absorber kann man von diversen Herstellern kaufen oder mit etwas Geschick auch selbst bauen. Wichtig ist vor allem die Materialstärke: Ein Absorber sollte mindestens ~10cm dick sein, besser 15–20cm, damit er auch mittlere und tiefere Frequenzen wirksam bedämpft. Noch dickere Module (30+cm) wären akustisch optimal, sind aber im Homestudio wegen Platz und Budget selten praktikabel. Wenn möglich, lässt man einen kleinen Luftabstand (5–10cm) zwischen Absorber und Wand, da dieser die Absorptionswirkung im Bass erhöht.

Platzierung:

Konzentriere dich mit den Absorbern auf die vordere Hälfte des Raums – im sogenannten „Dead End“, also dem Bereich um deine Abhörposition und die Monitore. Dort sollten etwa 30% der Fläche mit Absorbern bedeckt werden. Insbesondere direkt hinter den Lautsprechern an der Frontwand ist Absorption wichtig (hier entstehen sonst frühe Reflexionen und Bassansammlungen). Ebenso gehören seitlich an beide Wände Absorber, genau an den Punkten, wo sich der erste seitliche Schall von den Speakern zum Hörer spiegeln würde. Diese Erstreflexionspunkte kann man mit dem „Spiegel-Trick“ ermitteln: Setz dich in die Abhörposition und lasse einen Helfer einen Spiegel an der Seitenwand entlang fahren – dort, wo du vom Sitzplatz aus den Lautsprecher im Spiegel sehen kannst, gehört ein Absorber hin. So vermeidest du starke Erstreflexionen, die das Stereobild verwischen. Nicht vergessen sollte man die Decke über dem Abhörplatz: Auch hier entsteht eine Erstreflexion. Ein Deckensegel aus Schaumstoff oder ein von der Decke abgehängtes Panel sorgt dafür, dass keine harten Reflexionen von oben auf dich zurückkommen. Gerade in kleinen, niedrigen Räumen kann eine solche Deckendämpfung den Klang deutlich trockener machen.

Mythen entlarven:

Man hört oft den Tipp, Eierkartons an die Wand zu kleben – aber das bringt gar nichts außer einer kuriosen Optik. Eierkartons schlucken allenfalls ein wenig Höhen und lassen den Rest unberührt, was das Klangbild sogar unausgewogen macht. Bitte also keine Eierkartons sammeln! Auch sollte man nicht einfach alle Wände wahllos mit einfachem Noppenschaum pflastern. Zu dünner Studioschaum dämpft oft nur die Höhen und kann den Raum dumpf machen, während dröhnende Frequenzen weiterbestehen. Setze lieber gezielt wenige, aber ausreichend dicke Absorber an den wichtigen Stellen ein.

Bassfallen in den Ecken

Die tiefen Frequenzen stellen oft die größte Herausforderung dar. In nahezu jedem normalen Zimmer gibt es bestimmte Bassresonanzen (Raummoden), die den Bass unangenehm aufschaukeln. Diese Resonanzen entstehen, weil lange Basswellen zwischen den Wänden „stehen“ bleiben – besonders in Ecken sammeln sich diese tieffrequenten Schallanteile. Das Resultat: dröhnende, unklare Bässe an einigen Positionen und Auslöschungen an anderen. Um dem entgegenzuwirken, benötigt man Bassabsorber, auch „Bassfallen“ genannt. Das sind spezielle Absorber, die für tiefe Frequenzen ausgelegt sind – meist deutlich voluminöser als normale Breitbandabsorber. Bassfallen werden üblicherweise hochkant in die Raumecken gestellt oder montiert, da sich dort die Bassenergie am stärksten bündelt. Im Handel gibt es Bassfallen in verschiedenen Ausführungen (poröse Bassabsorber aus Schaum/Glaswolle oder resonante Traps, die auf bestimmte Frequenzen abgestimmt sind). Wichtig ist vor allem, mindestens die Ecke hinter deinem Abhörplatz (also im Dead End) mit Bassfallen auszustatten, um einen trockenen, präzisen Bass zu bekommen. Aber auch das Live End – also die hintere Zimmerhälfte – profitiert davon, denn dröhnende Bässe stören natürlich ebenso bei den Aufnahmen im Raum.

Bassfallen kann man kaum genug haben – an Bassproblemzonen zu sparen, bringt wenig, da Raummoden sehr kräftig sein können. Professionelle Bassabsorber sind allerdings relativ teuer und groß. 

Budget-Tipp: Eine massive Couch in der Zimmerecke kann zumindest einen Teil der Bassenergie wegschlucken. Je nach Bauart absorbiert ein wuchtiges Sofa in der Ecke erstaunlich viel Bass; schieb das Sofa dorthin, wo es am stärksten dröhnt. Generell gilt: Tiefe Frequenzen erfordern viel Material und Volumen zur Dämpfung. Zur Not tut es im DIY-Verfahren auch ein dicker Stapel alter Decken oder ein gerollter Teppich in der Ecke, um etwas vom Wummern zu bändigen – Wunder darf man davon aber nicht erwarten. Ganz eliminieren lassen sich Raummoden ohne aufwendige Planung oft nicht, aber jede Bassfalle hilft, den Nachhall im Bass kürzer und den Klang sauberer zu machen.

Diffusoren und unregelmäßige Flächen

Nicht jede Fläche im Studio muss völlig absorbierend sein. Während die vordere Regie-Seite ruhig „tot“ klingen darf, kann im hinteren Raumteil etwas Lebendigkeit erhalten bleiben – aber kontrolliert. Glatte, kahle Wände sind hier aber problematisch, denn sie erzeugen leicht Flatterechos und bündeln Reflexionen störend. Die Lösung heißt Diffusion: Schall zerstreuen, statt ihn direkt zurückzuwerfen. Diffusoren sind spezielle Elemente (meist aus Holz oder Hartstoff), deren Oberfläche aus vielen vertieften und erhöhten Segmenten besteht. Dadurch wird einfallender Schall in alle Richtungen gestreut, anstatt gebündelt zum Sender zurückzuwerfen. Ein guter Diffusor sorgt für einen diffusen, angenehmen Raumklang ohne lange Nachhallfahne – ideal, um etwas „Ambience“ im Raum zu behalten, ohne die Ortung und Klarheit zu verlieren.

Im Homestudio sind Diffusoren nice-to-have, aber nicht zwingend erforderlich, zumal sie in der Anschaffung oder im Selbstbau aufwendig sein können. Eine preisgünstige Alternative ist, vorhandene Einrichtung kreativ als Diffusor zu nutzen: Bücherregale beispielsweise. Wichtig dabei: Die Buchrücken sollten unregelmäßig angeordnet sein – stell also Bücher ruhig in unterschiedlicher Tiefe und Größe ins Regal, anstatt alles bündig zu sortieren. Das sieht zwar chaotisch aus, verbessert aber die Akustik, weil die Wand nicht mehr als ein große plane Fläche wirkt. Ähnlich können an der Rückwand auch aufgehängte Musikinstrumente (Gitarren, etc.) oder mehrere gestaffelte Dekoelemente Reflexionen brechen. Technisch mögen solche improvisierten Lösungen nicht so effektiv sein wie mathematisch berechnete Diffusoren, aber sie helfen, Flatterechos zu vermeiden und geben dem Raum eine persönliche Note. Wichtig ist nur: Große, glatte Flächen nach Möglichkeit vermeiden – ob durch Absorber oder durch zerklüftete Oberfläche ist zweitrangig, solange kein hartes Echo zurückkommt. Gerade Fensterflächen sollte man übrigens mit dicken Vorhängen abhängen, da Glas stark reflektiert.

Günstige Hausmittel gegen Hall

Man muss kein Vermögen ausgeben, um seine Raumakustik deutlich zu verbessern – viele alltägliche Gegenstände helfen bereits, den Raumklang trockener zu machen. Hier ein paar budgetfreundliche Tipps:

  • Schwere Vorhänge an Fenstern aufhängen: Große Fenster lassen Räume „hart“ klingen. Ein dicker, schwerer Vorhang wirkt hier als Absorber und dämpft den Hall deutlich.
  • Teppiche und Läufer nutzen: Ein kahler Laminat- oder Parkettboden reflektiert den Schall stark. Ein dicker Teppich schluckt hingegen Hoch- und Mittelfrequenzen gut. Falls schon Teppichboden liegt, können zusätzliche Teppichläufer oder Matten an strategischen Stellen (z.B. zwischen Sprecher und Wand) weitere Dämpfung bringen.
  • Polstermöbel clever platzieren: Wie oben erwähnt, kann ein großes Sofa im Raum nicht nur für Komfort, sondern auch für trockenere Akustik sorgen. Es fungiert als breiter Absorber, der besonders im Mitten- und Bassbereich Energie aufnimmt. Auch gepolsterte Stühle oder Sessel im Raum sind hilfreich – alles, was weich und voluminös ist, reduziert Reflexionen.
  • Offene Kleiderschränke nutzen: Hängende Kleidung ist exzellentes Absorptionsmaterial, vergleichbar mit Akustikvorhängen. Wenn ein Kleiderschrank im Homestudio steht, öffne vor der Session die Türen, damit die Klamotten sichtbar werden – sie wirken dann wie ein dichter Absorber für Mitten und Höhen. Deine Stimme oder Instrument klingt trockener, sobald die Schrankinhalte den Schall „schlucken“. (Und es kostet nichts!)
  • Decken, Kissen und Matratzen: Das klassische Homestudio-Bild – an den Wänden aufrecht stehende Matratzen oder an Mikrofonstativen aufgehängte Bettdecken. So provisorisch es aussieht, es wirkt: Dicke Decken und Matratzen können oft noch tiefere Frequenzen absorbieren als dünner Schaumstoff. Hängst du sie mit ein paar Zentimetern Abstand zur Wand auf, reicht ihre Wirkung sogar noch weiter in den Bass hinab. Für Gesangsaufnahmen kann man z.B. um den Sänger herum an Kleiderständern oder offenen Türen Decken aufhängen und so einen improvisierten Vocal Booth bauen. Diese DIY-Tricks sind günstig und mobil – perfekt für den Bedroom-Producer. Beachte aber: Solche Maßnahmen ersetzen keine Bassfalle gegen richtige Raummoden. Extrem tiefe Dröhnfrequenzen wirst du mit Kissen und Decken allein nicht bändigen, doch für alles darüber sind sie eine große Hilfe.

Diese Hausmittel haben natürlich einen Einfluss auf die Optik deines Zimmers – das Homestudio könnte zeitweise wie ein Lager aussehen. Aber für eine bessere Akustik muss man manchmal kreative Lösungen finden. Wichtig ist das Ergebnis: weniger Hall und ein ausgewogenerer Klang im Raum, ohne viel Geld ausgegeben zu haben.

Lautsprecher und Regieplatz optimal aufstellen

Neben der Behandlung der Wände spielt auch die Positionierung der Studiomonitore und der Abhörposition eine Rolle für den Klang. Schon durch geschicktes Aufstellen kannst du den Raumeinfluss etwas minimieren und ein stabileres Stereobild erhalten:

  • Symmetrie: Stelle deine beiden Monitor-Lautsprecher symmetrisch im Raum auf. Das heißt, links und rechts sollten möglichst gleiche Abstände zu den Seitenwänden und anderen Flächen haben, und der Hörplatz sollte genau auf der Mittellinie dazwischen liegen. Nur bei symmetrischer Aufstellung bekommst du eine saubere Phantom-Mitte (also dass ein Mono-Signal wirklich aus der Mitte kommt) und eine akkurate Stereoabbildung. In einem L-förmigen oder asymmetrisch möblierten Raum ist das schwieriger – versuche also, deinen Arbeitsplatz in einen möglichst rechteckigen Bereich mit symmetrischen Bedingungen zu legen.
  • Stereodreieck: Richte die Monitore so aus, dass sie zusammen mit deinem Kopf ein gleichseitiges Dreieck bilden. Der Abstand zwischen den Lautsprechern sollte also ungefähr gleich sein wie der Abstand von jedem Lautsprecher zu deinem Kopf. Beispielsweise bei Nahfeldmonitoren sind oft ~1 bis 2Meter Abstand empfohlen – steht jeder Speaker 1,5m von dir entfernt, sollten sie etwa 1,5m voneinander stehen. Auf diese Weise erreichst du das klassische Sweet Spot-Dreieck, in dem Stereoeffekte optimal hörbar sind. Achte auch darauf, die Lautsprecher auf Ohrhöhe auszurichten (Hochtöner in Höhe deiner Ohren) und sie auf deine Hörposition einzuwinkeln.
  • Abstand zu Wänden: Monitore klingen meistens am linearsten, wenn sie nicht direkt an der Wand kleben. Ein kleiner Abstand zur Rückwand (z.B. 20–50cm oder mehr) kann helfen, den Bass etwas sauberer zu halten und gibt dem Schall Raum, bevor Reflexionen zurückkommen. Allzu großer Wandabstand ist in kleinen Räumen aber oft nicht machbar – hier gilt es einen Kompromiss zu finden. Wichtig ist, dass beide Speaker gleich weit von der Rückwand weg sind. Außerdem solltest du vermeiden, deine Abhörposition exakt in der Raummitte zu haben (in Bezug auf die Raumlänge und -höhe). In der geometrischen Mitte treten oft Bassauslöschungen durch Raummoden auf. Schiebe den Tisch und Hörplatz lieber etwas nach vorne oder hinten aus der Mitte, bis der Bass an deinem Sitzplatz am ausgewogensten klingt. Kleine Veränderungen können hier viel ausmachen – Experimentieren ist angesagt.
  • Untergrund und Einrichtung: Vermeide es, die Monitore direkt auf einem resonanten Holztisch zu platzieren. Besser sind Entkopplungs-Pads oder Ständer, damit der Tisch nicht mitvibriert und dröhnt. Falls Bildschirme oder andere harte Flächen auf deinem Studiotisch stehen, können diese ebenfalls Reflexionen erzeugen. In solchen Fällen helfen kleine Absorber oder einfaches Anwinkeln der Monitore, um Schall nicht direkt auf die Tischplatte zu feuern. Generell sollte deine Abhörposition frei von Zwischenhindernissen sein – also keine riesigen Mischpulte oder Monitore zwischen dir und den Lautsprechern, die den Klang reflektieren oder verdecken.

Durch eine optimale Aufstellung der Abhöre schaffst du gute Voraussetzungen, aber einen Ersatz für die oben beschriebenen raumakustischen Maßnahmen stellt sie nicht dar. Es ist die Kombination aus beidem – Aufstellung und Raumdämmung – die am Ende zum besten Ergebnis führt.

Mikrofonierung: trockene Aufnahmen zuhause

Für Aufnahmen von Gesang oder Instrumenten im Homestudio gilt es, möglichst wenig vom Raumhall mit aufzunehmen. Hier spielen Mikrofon-Wahl und -Platzierung sowie zusätzliche Abschirmungen eine große Rolle:

  • Richtcharakteristik nutzen: Wähle für Vocals und die meisten Instrumente ein Mikrofon mit Nieren-Charakteristik (oder Superniere), das hauptsächlich den Schall von vorne aufnimmt. Seitlicher und rückwärtiger Schall – also viele Raumreflexionen – werden bei einer Niere stark unterdrückt. So gelangt automatisch weniger Raumanteil auf die Aufnahme. Viele Großmembran-Kondensatormikros haben eine Nierencharakteristik und sind ideal für Vocals, genau aus diesem Grund. Positioniere das Mikro so, dass die Stimme Richtung Raummitte ins Mikro singt und die Rückseite des Mics Richtung Wand zeigt – dort kommt dann kaum Schall her, der aufgenommen wird.
  • Position im Raum finden: Probiere aus, wo im Zimmer deine Stimme am besten klingt. In einer ganz kahlen Ecke zu singen, klingt z.B. oft boxy, während mitten im leeren Raum zu viel Hall drauf sein kann. Idealerweise stellst du dich für Gesangsaufnahmen in das „Dead End“ deines Studios, also dort hin, wo du die Absorber konzentriert hast. In dieser gedämpften Zone sind die Reflexionen minimal, was perfekt für trockene Vocals ist. Alternativ kannst du auch in eine Zimmerecke singen, die mit Schaumstoff oder Decken ausgehängt wurde – dazu stellst du dich mit dem Rücken zur gedämpften Ecke, das Mikrofon vor dir in den Raum gerichtet. Hinter dir absorbiert dann der Schaumstoff/die Decke einen Großteil der Stimmreflexionen, noch bevor sie an die Wände gelangen. Viele Homerecorder schwören auf diese Methode, um ohne Booth zu einem trockenen Klang zu kommen.
  • Mobile Schallabsorber (Reflexionsfilter): Eine weitere beliebte Lösung sind sogenannte Mikrofonschirme oder Reflexionsfilter, die direkt am Mikrofon befestigt werden. Dabei handelt es sich um halbrunde Absorber (oft mit Schaumstoff innen), die das Mikro hinten und seitlich umgeben. Sie fangen einen Teil der Schallreflexionen ab, bevor diese ins Mikro gelangen. Besonders in räumlicher Nähe zu Wänden oder bei Verwendung von Mikrofonen mit Kugelcharakteristik merkt man den Effekt deutlich – der Raumklang tritt in den Hintergrund. Solche mobilen Absorber gibt es ab etwa 100.-- CHF zu kaufen. Sie sind portabel und gerade für Sprecher, Sänger oder YouTuber in halligen Zimmern sehr nützlich. Zwar ersetzen auch sie keine vollwertige Raumakustik-Behandlung, aber sie können punktuell die Direktheit der Aufnahme erhöhen.
  • DIY Vocal Booth: Wie oben erwähnt, lassen sich mit schweren Vorhängen, Decken und Matratzen kleine Aufnahmeecken improvisieren. Beispielsweise kannst du zwei Mikrofonständer links und rechts aufstellen und eine Bettdecke darüber hängen, um einen „Zelt“-artigen Gesangskabinen-Effekt zu erzeugen. Positioniere dich dabei so, dass hinter dir und ggf. über dir diese Decken hängen – deine Stimme wird dann größtenteils von den Decken absorbiert und kommt trocken beim Mikro an. Auch ein offener Kleiderschrank in der Nähe kann als Absorber dienen, wie zuvor beschrieben. Wichtig ist nur, dass du nicht direkt gegen eine glatte Wand singst. Lass immer etwas Abstand zwischen dir und Wänden, und nutze die Umgebung (Absorber oder Möbel), um Reflexionen zu vermindern.

Abschließend sei gesagt: Bereits mit kleinem Budget sind trockene Aufnahmen zuhause möglich. Entscheidend sind ein geeignetes Mikro und die clevere Nutzung der vorhandenen Mittel – sei es ein Nierenmikrofon, eine gute Position im Raum oder einfache Hilfsmittel wie Kissen und Decken. Mit diesen Tricks bekommst du Aufnahmen hin, die sich später beim Mischen viel leichter mit Hall und Effekten veredeln lassen, weil sie von vornherein sauber und direkt klingen.

Fazit: Der Weg zum guten Studioklang

Eine optimierte Raumakustik gehört zu den wichtigsten Investitionen beim Homestudio-Einrichten – sei es an Geld oder an Zeit und Einfallsreichtum. Denn die Basis für jeden guten Sound ist ein neutraler, kontrollierter Raumklang. Zum Glück kann man mit etwas DIY-Geschick und relativ wenig Budget schon sehr viel erreichen: Vorhänge, Teppiche, Bücherregale, Absorber-Bauten, Bassfallen & Co. machen aus einem normalen Zimmer einen deutlich besseren Aufnahmeraum und Abhörraum. Wenn du die oben genannten Tipps umsetzt, wirst du merken, dass deine Aufnahmen klarer und präziser klingen und du beim Mischen verlässlicher Entscheidungen treffen kannst, weil der Raum nicht mehr so viel „schummelt“.

Noch ein Hinweis zum Schluss: Man kann es mit dem Dämmen auch übertreiben. Ein fast vollständig „toter“ Raum ist zwar fürs analytische Mixing hilfreich, aber nicht unbedingt ein Ort, an dem man sich noch wohlfühlt. Im Homestudio soll jedoch beides möglich sein – produktives Arbeiten und kreatives Musizieren. Sorge also für eine gute Akustik, aber achte auch darauf, dass dein Studio noch ein inspirierender Raum bleibt, in dem du gerne Zeit verbringst. Mit dem richtigen Maß an Behandlung schaffst du dir ein Homestudio, das zuhause gemütlich ist und zugleich wie ein kleines Tonstudio klingt – die ideale Grundlage für erfolgreichen Sound!

Geposted in: Know-How

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